Wie ein König fühle ich mich, als ich die alten, breiten Hotelgänge entlanggehe, die mich in ihrer Symmetrie an einen Film des Regisseurs Wes Anderson („The Grand Budapest Hotel“) erinnern. Die „Grande Suite“ hat es mir schwer angetan. Sie ist mit einer alten Schreibmaschine von Olympia und nostalgischen Theaterprogrammen aus meinem Geburtsjahr sehr stilvoll dekoriert. Beim genaueren Hinsehen entdecke ich immer mehr Spielereien: Der Kamin wird per Knopfdruck angefeuert und ist eigentlich eine Lampe. Überall im Haus fließt der Champagner, doch hier leuchtet Sherry im Dekanter. Der Fernseher hängt in einem goldenen Bilderrahmen, wie ein Kunstwerk. Die Minibar steckt in einem ledernen Reisekoffer, in den Regalen steht reichlich Literatur. Die Matratze des großen Bettes hat die ideale Härte. Das Bad ist mit einem roten Samtvorhang abgetrennt. Die Decke ist luftige vier Meter vom Parkettboden entfernt, der historisch wirkt, jedoch nicht knarzt. Die frei stehende Badewanne mit ihren geschwungenen, silbern blitzenden Füßen, in der ich später den Abend ausklingen lasse, ist ein Hingucker.
Nach knapp dreistündiger Fahrt von Salzburg treffe ich in Graz ein. Die wunderschöne Hauptstadt der Steiermark steht für eine Mischung aus Moderne und Tradition. In ihrem Zentrum, direkt an der Mur und in Bestlage befindet sich das „Grand Hotel Wiesler“. Wer die Lobby betritt, steht quasi mitten in – besser unter – einer Rauminstallation des steirischen, jedoch längst weltbekannten Künstlers Clemens Hollerer: „Jigsaw falling into place“ aus dem Jahr 2016. Sie besteht aus Holzlatten, teils zersplittert und mit Emailfarbe bemalt, die von der Decke in den Raum ragen. Als hätte ein Riese hier gerade Mikado gespielt. Ein Entrée, dessen Optik den eigenwilligen Charakter des gesamten Grandhotels prägt.